7. Juli 2022 Von Jens Riedel, cen
In Deutschland positioniert sich ein neuer Hersteller von Elektroleichtfahrzeugen. Das Göttinger Unternehmen Electric Brands will ab Sommer nächsten Jahres mit der Evetta einen ikonischen Zweisitzer auf den Markt bringen. Im ersten Quartal 2024 soll dann der vielseitige X-Bus in Serie gehen. Zunächst startet Electric Brands allerdings erst einmal mit dem europaweiten Vertrieb der Elektroroller und E-Kickscooter von Nito.
Mit der Übernahme der ehemaligen Delbrücker Sportwagenmanufaktur Artega hat sich Electric Brands den E-Klon Artega Karo der BMW Isetta gesichert – und das Fahrzeug erst einmal in die griffigere Bezeichnung Evetta umbenannt. Der Zweisitzer übernimmt vom Vorbild aus den 1950er-Jahren nicht nur die schmale hintere Spur, sondern auch die charakteristische linksseitig angeschlagene Fronttür. Das 2,48 Meter kurze Citycar ist 90 km/h schnell und soll eine Reichweite von bis zu 240 Kilometern haben. In den Kofferraum passen immerhin 280 Liter.
Zum Produktionsstart sind zunächst insgesamt rund 2950 Fahrzeuge als „First Edition“ für Händler und Kunden geplant. Zudem soll es zusätzlich die auf zunächst 999 Exemplare limitierte Roadster-Version Openair geben. Und auch die Evetta Cargo mit Pritsche soll bis dahin serienreif sein. Die Preise für die Evetta sollen bei rund 16.000 Euro beginnen, das Cabrio wird rund 5000 Euro teurer sein. Die Cargo-Evetta wird irgendwo dazwischen liegen. Gebaut wird das Fahrzeug in Aachen.
Bekannt gemacht hat sich Electric Brands bereits mit dem Prototyp des X-Bus. Die knuffige Mischung aus VW T2 und Steyr-Puch Pinzgauer weckt sofort Sympathien. Auch hier handelt es sich im engeren Sinn nicht um ein Auto, sondern offiziell um ein Leichtfahrzeug der Klasse L7e, so dass Käufer zum Beispiel auf einen Airbag oder andere Standard-Sicherheitssysteme aus dem Pkw-Bau verzichten müssen. Der knapp vier Meter und 1,70 Meter schmale X-Bus ist modular aufgebaut, so dass er vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bietet. Als Prototyp gibt es mittlerweile zum Beispiel auch eine Campingversion. Dank Aufstelldach in der Mitte und hochklappbarer Sitzfläche hinten bietet der kleine Bus sogar Stehhöhe. Das hinter den Vordersitzen montierte Campingmodul schränkt allerdings den Platz auf den hinteren Plätzen etwas ein. Clou der Konstruktion ist aber der Slideout im Heck, mit dem im X-Bus Camper eine 2,10 Meter lange und 1,40 Meter breite Liegefläche für zwei Personen entsteht.
Für die Fertigung des Fahrzeugs sind laut Electric-Brands-Gründer Ralf Haller aktuell zwei Standorte im Gespräch, einer im Inland und einer im benachbarten Ausland. Der Motor des X-Bus wird eine Dauerleistung von 15 kW (20 PS) haben, wobei die Spitzenleistung bei bis zu 56 kW (76 PS) liegen kann. Entscheidender ist das angepeilte Drehmoment von etwa 1000 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit des E-Kleinbusses wird etwa 100 km/h betragen. Angedacht sind eine Basisversion für Wechselaufbauten, Koffer-, Pritschen- und Kastenwagen – und eben der Camper. Preislich geht es nach derzeitigem Stand bei 17.400 Euro für die Standardversion los.
Vertrieb italienischer Roller
Erste Geschäftsaktivität des jungen Unternehmens ist ab sofort der europaweite Vertrieb von Zweirädern der italienischen Firma Nito. Das Modellprogramm von Nuova Industria Tornese (Nito) setzt sich aus einem E-Kickscooter und einem Elektroroller zusammen, der wahlweise als Kleinkraft- und als Leichtkraftroller geordert werden kann. Italien steht auch in diesem Fall vor allem für Design. So orientiert sich der E-Scooter mit seinen luftbereiften 12-Zoll-Speicherrädern am klassischen Kinder-Tretroller. Doch auch technisch hat der 890 Euro teure Nito N1e einiges zu bieten: Er verfügt über Scheibenbremsen vorne und hinten sowie über Blinker an den Lenkerenden. Das Trittbrett hat in der Mitte eine Antirutschfläche.
Anders als andere E-Tretroller fällt der Vorbau beim Zusammenklappen nicht nach hinten, sondern zur Seite und muss dort mit einer separaten Klammer fixiert werden. Allein schon wegen des Gewichts von 13 Kilogramm sieht der Hersteller den N1e nicht unbedingt als Pendlerfahrzeug für die Mitnahme in Bahn oder Bus, sondern allenfalls für die Mitnahme im Kofferraum. Einen Schultergurt und eine Tragteasche kann man aber dennoch natürlich bestellen. Der Kunde hat außerdem verschiedene Individualisierungsmöglichkeiten, so gibt es zum Beispiel wahlweise weiße Reifen oder eine andere Trittbrett-Textur.
Ebenfalls eher als Designerstück und Lifestyleprodukt denn als Vertreter preisgünstiger Eco-Mobilität verstanden werden will der Nito-Roller NES, den es mit 45 km/h für die Führerscheinklasse AM und mit 90 km/h Spitze als A1-Modell gibt. Charakteristische Merkmal ist das Trittbrett in Holzoptik, das an ein Surf- oder Skateboard erinnert und sich schwungvoll nach oben Richtung Heck biegt. Der Wechsel-Akku steckt unter dem Fußraum, was Platz für ein Fach unter der Sitzbank schafft, in das zumindest der hauseigene Jet-Helm passt. Ein USB-Anschluss im Beinschild ist ebenfalls vorhanden.
Sowohl der NES5 als auch der NES10 verfügen über drei Fahrmodi (Low, Eco, Sport), die sich ganz einfach mit dem rechten Daumen am unverkleideten Rohrlenker wechseln lassen. Die Spitzenleistung liegt bei 4 kW (5,5 PS) und sorgt in der Leichtkraftrollerversion für eine beeindruckende Beschleunigung. Die Ladezeit gibt Nito mit drei bis viereinhalb Stunden an, die Reichweite schwankt je nach Modell, gewählter Fahrstufe und gefahrener Durchschnittsgeschwindigkeit irgendwo zwischen 60 und 90 Kilometern. 5500 Euro werden für den Nito ES5 aufgerufen, der als Besonderheit aber serienmäßig auch über CBS (Combined Breaking System) verfügt, wie es für die leistungsstärkeren Leichtkrafträder und -roller als Alternative zum ABS vorgeschrieben ist. Der NES10 kostet einen Tausender mehr. Auch hier kann der Kunde wieder zwischen verschiedenen Designs beim Trittbrett, der Sitzbank und den Rädern wählen.
Zudem befindet sich bei Nito ein Elektromotorrad in der Entwicklung. Das N4 ist als Urban Motard konzipiert und soll auch als 11-kW-Leichtkraftrad angeboten werden. Offen leistet der Motor 15 kW (20 PS) und soll für 150 km/h Höchstgeschwindigkeit gut sein. Als Reichweite werden 150 Kilometer angestrebt. (Jens Riedel, cen)
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