… Ron Ely? | Forum - Das Wochenmagazin (2024)

Als Held des Dschungels wurde er in den 60er-Jahren in der US-TV-Serie „Tarzan" auch hierzulande bekannt. Nach deren Ende spielte er noch in verschiedenen Serien und Filmen mit. Seit den 90ern schreibt der US-Schauspieler, der kürzlich 80 geworden ist, Kriminalromane.

Die Vorgaben im Drehbuch waren ebenso dürftig wie eindeutig: „Tarzan trifft auf einen Tiger. Tarzan und Tiger kämpfen. Tarzan und Tiger sind erschöpft." Tarzan-Darsteller Ron Ely gefror das Blut in den Adern, als er diese Regieanweisungen las. Aber weil er seiner Figur größte Glaubwürdigkeit geben wollte, entschied sich Ely, seine Stunts selbst durchzuführen. Der dreiminütige Kampf mit dem Tiger wurde Elys vielleicht gefährlichster Stunt überhaupt. Er kostete ihn fast das Leben, weil er es am Ende des Kampfes kaum noch schaffte, sich aus der Umklammerung des 300-Kilo schweren Raubtiers zu befreien, und so beinahe erdrückt worden wäre. Wenn Ron Ely fast fünf Jahrzehnte später diese Geschichte bei einem Fantreffen im kalifornischen Anaheim erzählt, kann er über seinen jugendlichen Leichtsinn nur den Kopf schütteln.

Seine Stunts brachten ihm viele Verletzungen ein, mehrten aber auch seinen Ruhm. 1966 veröffentlichte der Sender NBC eine Liste mit 17 Verletzungen, die Ely allein während der ersten „Tarzan"-Staffel davongetragen hatte: Unter anderem zwei gebrochene Schultern, ein gerissener Bizepsmuskel und ein Löwenbiss. Damals gab es noch keine Tiertrainer, wie man sie heute kennt. Keine Produktionsfirma würde heute, schon allein aus versicherungstechnischen Gründen, Schauspielern Stunts mit Raubtieren erlauben. Was Ely von damals erzählt, klingt haarsträubend. „Keiner am Filmset wusste viel über den Umgang mit Tigern. Nach einiger Suche fanden wir einen in einem Tierpark. Ich hab das Tier dann in den Wochen vor den Dreharbeiten eigenhändig gefüttert, damit es sich an mich gewöhnt, und natürlich wollte ich nicht, dass der Tiger vor unserer Kampfszene hungrig ist."

Ein gebildeter Tarzan

Vielleicht war es die Kombination von Wagemut und Unbekümmertheit, die Ron Ely zu einem der beliebtesten Tarzan-Darsteller für Fans weltweit machte. Ely war der fünfzehnte „Tarzan" der Filmgeschichte. Nur mit seinem Lendenschurz bekleidet bekämpfte er in 57 Folgen wilde Tiere, Elfenbeinschmuggler und Diamantendiebe. Nach Deutschland kam die TV-Serie erst drei Jahre später. Am 2. Januar 1971 schwang sich der Held des Dschungels zum ersten Mal im ZDF von Liane zu Liane. Er sah noch besser aus als sein wohl berühmtester Vorgänger Johnny Weissmüller und er war teilweise noch blonder als Lex Barker.

Mit stattlichen 1,95 Metern, einem gut definierten Körper und stahlblauen Augen wurde Ely als Tarzan auch hierzulande schnell ein Star. Anders als in der Romanvorlage tritt der Protagonist hier als gut ausgebildeter Urwaldkenner auf. Nach Jahren in der Zivilisation kehrt der Held enttäuscht in den Dschungel zurückkehrt. Dieser Tarzan sollte familienfreundlicher werden und damit weniger animalisch. Der Tarzan, den Ron Ely spielte, konnte ganze Sätze sagen und machte damit eine echte Weiterentwicklung durch, im Gegensatz zu seinen einsilbigen Vorgängern, die nicht viel mehr stammelten als „Ich Tarzan" oder „Cheetah lustig". Nicht umsonst schrieb die Fernsehzeitschrift „Hörzu" damals zum Serienbeginn in Deutschland: „Der neue Tarzan hat auch Grips". Ely war geschmeichelt, als er es im März 1971 auf die Titelseite der „Bravo" inklusive zehnteiligem Starschnitt schaffte. Ely war so wohl eines der ersten männlichen Sexsymbole im Fernsehen. Das lag durchaus auch am Outfit: „Ich denke, damals war es neu. Später bei Baywatch waren Männer mit wenig Textil dann normal." Nach seiner Rolle als Held des Dschungels trat er unter anderem im Klamauk-Western „100 Fäuste und ein Vaterunser" (1972) auf und im deutschen Abenteuerfilm, „Der Schrei der schwarzen Wölfe" (1972). Nach der „Tarzan"-Serie suchte Ron Ely sich bewusst neue Rollen in Europa, um von seinem vor allem in den USA fest geprägten Image wegzukommen.

Er fürchtete damals eine Stereotypisierung als Schauspieler und versuchte, den Stempel loszuwerden. Heute sieht er das gelassener: „Es hat etwas gedauert, bis ich begriffen habe, wie viel den Fans Tarzan als ikonische Figur bedeutet. Wenn ich die Figur ablehne, enttäusche ich viele dieser Fans. Heute habe ich sie begeistert angenommen."

Auch mit 80 noch sportlich fit

Nach seiner Rückkehr aus Europa spielte er in US-TV Serien wie „Dr. med. Marcus Welby" (1972) in „Love Boat" (1985), „Fantasy Island" (1989) und Renegade – Gnadenlose Jagd" (1994). Im US-Fernsehfilm „Expecting Amish" spielte er 2014 einen Ältesten einer Amish-Gemeinde. Nach dieser Rolle hat sich Ron Ely weitgehend von der Schauspielerei zurückgezogen. Ausruhen war allerdings auch danach nicht seine Sache: Seit den 90er-Jahren schreibt Ely Kriminalromane. Sein Held heißt Jake Sands, ein Privatdetektiv in der Tradition eines Philip Marlowe. Am 21. Juni wurde Ron Ely 80 Jahre alt. Wird er heute auf seine Stunts im Dschungel angesprochen zeigt er, dass er auch im Alter seinen Humor nicht verloren hat. „Verrückte Zeiten damals. Mal ganz davon abgesehen, dass ich als Tarzan, der ja in Afrika lebte, Tiger bekämpft habe. In Afrika gibt es keine Tiger."

Auch als 80-jähriger ist Ron Ely immer noch fit, sportlich aktiv und achtet auf seine Gesundheit. Seine Fans jedenfalls bombardieren ihn in den sozialen Medien seit Jahren mit Fragen zu seiner Ernährung und seinem Fitnessprogramm. Wer weiß, vielleicht hat der Herrscher des Dschungels das Geheimnis seiner ewigen Jugend aus dem Urwald mitgebracht?

Zur Person

Ronald Pierce Ely, geboren am 21. Juni 1938 in Hereford, Texas, USA, wuchs ohne Vater auf und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Am College nahm er Schauspielunterricht und nach einem Semester zog er nach Hollywood. Als 20-Jähriger erntete er seine ersten schauspielerischen Lorbeeren in „Süd Pazifik" (1958) und später in der US-TV Serie „The Aquanauts" 1960. Seinen größten Erfolg aber hatte er in der TV-Serie „Tarzan" Ende der 60er-Jahre. Schlagzeilen machte Ely in den USA schon vorher, weil er in den Jahren 1961 und 1962 mit der Schweizer Schauspielerin Ursula Andress liiert war, die es als Bond-Girl zu Weltruhm brachte. Sein gutes Aussehen und sein Charme bescherten Ely auch Auftritte als Fernsehmoderator: In der US-Spielshow „Face the Music" (1979) fragte er seine musikbegeisterten Gäste nach Musiktiteln eingespielter Songs und in den Jahren 1979 bis 1981 moderierte er den weltbekannten „Miss-America-Schönheitswettbewerb". Ely ist seit 1984 mit seiner zweiten Frau Valerie Lundeen verheiratet und hat drei Kinder.

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